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Sandra Grosskopf Yoga 1020 Wien

No one said it’s gonna be easy – but I am pretty sure it’s worth it

Manchmal habe ich das Bild vor mir wie ich schreiend aus meinem Leben davon laufe. Einfach los starte und Wien hinter mir lasse. Es sind Momente, in denen mir alles zu viel wird. Ich alleine neue Möbel für meine – hoffentlich irgendwann fertige – renovierte Wohnung einkaufe, mir sieben Klienten kurzfristig ihre Sitzung stornieren, ich nicht weiß, wie ich die nächste Miete bezahle, mein Körper von all der Arbeit müde ist, mein Kopf schmerzt und ich mich nach einer starken Schulter zum Anlehnen sehne.  Da schleicht sich bei mir der Gedanke ein doch AHS-Lehrerin zu werden. Abgesichert im System, eine geordnete Tätigkeit auszuüben. Eine Partnerschaft einzugehen, um nicht alles alleine oder mit Hilfe von Freundinnen und Familie bewerkstelligen zu müssen und –  so ehrlich muss ich sein – jemanden zu haben, der meinen Kopf streichelt. Es sind Momente, in denen ich mir unendlich leid tue.

Dann trete ich einen großen Schritt aus dem Chaos zurück und betrachte die Situation von außen: vor etwa 16 Monaten habe ich mich selbstständig gemacht – ohne Mamas und Papas schützende finanzielle Hand – und ich konnte bislang meine Miete jedes Monat zahlen. Ich gehe keiner Tätigkeit nach, die mich nach dem Wochenende lechzen lässt. Sondern folge meiner Berufung, Leidenschaft, größten Liebe und Freude. Seit der Eröffnung meines Yogastudios hatte ich nie länger als drei aufeinander folgende Tage frei und es ist mir ehrlich ganz egal – denn was ich mache erfüllt mich mehr als jeder Urlaub es könnte.

Manchmal bin ich tatsächlich unendlich einsam und wünsche mir nichts sehnlicher als mein Leben mit jemanden zu teilen. Doch ich möchte keine Partnerschaft, die einen Zweck zu erfüllen hat. Ich sehne mich nach einer Nähe, die keine Worte braucht. Ohne Regeln und Anspruch. Wir begegnen einander auf Augenhöhe, wahrhaftig. Ohne uns zu verstellen. Nie muss ich mich zurückhalten, noch muss ich mich verausgaben. Weil ich gar nichts muss, sondern einfach bin. Ich passe in die Schuhe, die ich trage. Laufe nicht davon, wenn es weh tut, noch komme ich näher als ich darf. Es ist eine Liebe abseits von Konventionen der Ehe, der Kinder, des gemeinsamen Museumsbesuchs. Wir treffen uns viel tiefer. Dort wo keine Worte hinreichen.

Ich habe mich dazu entschlossen, einen äußerst kompromisslosen Weg zu gehen, weil ich daran glaube, dass er mich an den Ort führt an dem ich zu sein habe. Bis dahin wird wohl noch der ein oder andere Stein zu überwinden sein. Doch ich bin ganz gewiss: es ist der richtige Weg.

 

 

 

 

What you resist persists Sandra Großkopf 1020 Wien Yoga

„What you resist persists“ – wie wir Ängste überwinden und zu uns finden

Als meine kleine Schwester die erste Nacht ihres Lebens durchschlief dachte meine Mama sie sei gestorben. Zu diesem Zeitpunkt war ich zwei Jahre alt und habe keine Nacht durchgeschlafen. Diese Angst sollte mich weitere 25 Jahre begleiten. Bis zu meinem 12. Lebensjahr durften sich meine Eltern an meiner Gegenwart im ehelichen Bett erfreuen und danach beglückte ich das Schwesterherz mit meiner Nähe. Die Vorstellung alleine im eigenen Bett zu schlafen löste mein gesamtes Leben eine schier unfassbare, diffuse Panik aus. Diese sollte mich und meine Möglichkeit autonom zu leben und entscheiden für eine lange Zeit bestimmen. Jede Partnerschaft wurde zu einem Drama, da ich auf die Anwesenheit einer anderen Person in der Wohnung angewiesen war. Nächtelang versuchte ich mir anzutrainieren alleine zu schlafen. Erfolglos. Die Tage danach gezeichnet von Müdigkeit, Scham und Ärger.

Bis ich aufgehört habe es zu bekämpfen und es als eine liebevolle Eigenheit meiner Person akzeptiert habe. Der Kritik meines damaligen Partners entgegnete, dass ich viele andere wertvolle Qualitäten besitze, die diese Bedürftigkeit mehr als wettmachen. Erst mit der Akzeptanz entstand Handlungsspielraum. Im Laufe meiner Asienreise gab ich mir jede Woche eine neue Aufgabe: vom Gruppenzimmer im Hostel, zum Einzelzimmer mit Matratze vor der Tür, zur offenen Terrassentür im Hotel. Bis ich beim eigenen Haus inmitten eines Reisfeldes angekommen war. Heute schließe ich ganz einfach meine Augen und vertraue darauf morgen wieder aufzuwachen. In meiner eigenen Wohnung. Ohne Angst.

Ich habe 27 Jahre gebraucht um alleine schlafen zu lernen – meine größte Angst zu überwinden. Seither weiß ich, dass alles auf dieser Welt möglich ist und einem freien, selbstbestimmten Leben wirklich gar nichts im Wege steht.