say it loud and proud: Fotze!
Immer wieder, wenn ich die Notwendigkeit des Feminismus propagiere, bekomme ich zu hören, dass das doch obsolet sei. Wir Frauen sind doch schon lange gleichberechtig! Na gut: nicht in Spitzenpositionen, nicht bei gerechter Entlohnung und Kinderbetreuung und eigentlich auch nicht in der Sprache. Zu lästig dieses Pochen auf geschlechtergerechte Formulierungen. Aber sonst ist doch eigentlich eh alles fein, oder?
Und dann wäre da noch das leidige Thema der Sexualisierung. „Du blöde Fotze“, „Die schirche Fut“, „Sei doch nicht so eine Pussy“ – kann mir bitte jemand mal erklären warum mein Geschlechtsorgan inflationär als Schimpfwort benutzt wird? Die Vagina der Frau schenkt Leben und beschert uns Menschen regelmäßig Lustmomente. Warum wird ihre Bezeichnung ständig negativ konnotiert benutzt? Warum dürfen Männer aus dem Auto derbste Sprüche rausrufen, nachpfeifen, anzüglich schauen und wenn es ganz hoch kommt auf den Po greifen?
In einem angeregten Diskurs mit meiner Schwester und Freundinnen kommen wir zu dem Ergebnis, dass es sich dabei wohl um ein multifaktorielles Fehlverhalten handelt. So ist es offenbar in unserer Gesellschaft sozial verträglich sich so zu benehmen und oft entsteht der Eindruck Mann folgt auch nur der Vorstellung, die das gesellschaftliche Konstrukt Mann eben darzustellen hat. Das Ganze wird selbstverständlich maßgeblich von der Komponente Macht geprägt. Sobald eine Frau in der mächtigeren Position ist, dreht sich das Spiel gerne wieder um.
Wäre es also nicht schön, wir könnten die Feminismusdebatte sein lassen und uns mit Geschlechterkonstrukten beschäftigen und die Auflösung derer anstreben? Dann dürfte Mensch Mensch sein mit all seiner Würde, ohne Kategorisierungen. Das wäre ganz wunderbar und würde wahrscheinlich der zickigen Frau erlauben hart und derb zu sein – sofern es ihrem Naturell entspricht – und dem sanften, modeaffinen Mann Liebesromane zu lesen. Ja, das wäre wunderbar! Doch dem ist nicht so. Also gilt es weiterhin diese Unterscheidung von Mann und Frau aufrechtzuerhalten und für Gleichberechtigung zu kämpfen. Damit realpolitisch eine Gleichstellung eintritt und die Sexualisierung endlich ein Ende findet. Bis dahin say it loud and proud: Fotze!