Star Trek & Prince bei der Yogakonferenz und mein strenges Über-Ich
Das gesamte letzte Wochenende verbrachte ich mit gefühlten hunderten anderen Yogalehrerinnen und hundert Yogalehrern bei der Yogakonferenz in Wels. Was bitte soll eine Yogakonferenz sein? Ha, ja das habe ich mich auch gefragt. Bereits letztes Jahr im Übrigen. Da finden sich dann Yogainteressierte ein, um mit den Popstars der Yogaszene zu üben. Es treffen der Thai-Massage-Guru, die Eso-Tante und Mr. Handstandweltmeister zusammen, um den ehrfürchtigen Buben und Mädchen im Raum zu erklären, wie man durch Yogaposen Gott wird. Die Absurditäten dieses Events sind schier unfassbar. So liest uns DIE Yogalehrerin ihre „Spiritual Fly –Yoga Sutren“ vor. Für alle die es nicht wissen: Patanjalis Yogasutras bilden die Grundlage der Yogaphilosophie und ich habe meine Diplomprüfung auf der Universität Wien darüber absolviert. Recht verstörend, wenn Frau Ooomm-Shanti die ihren rezitiert und sie Inhalte wie „do not build walls“ transportieren. Mr. Handstandweltmeister – hoch gefeierter Yogalehrer – erzählt uns von seinen Jugendidolen. Laut ihm kann uns Star Treks Yoda mehr über die Erleuchtung sagen, als die Inhalte der Bhagavad Gita es könnten. Er lässt uns zu Prince „Sexy Mother Fucker“ laut mitsingen und insistiert darauf wie wichtig es sei, sich sexy zu fühlen. Denn wie wir alle wissen, ist Sexyness gleich Happiness und darauf kommt es im Leben schließlich an. Als einer der wenigen Lehrer der Konferenz – der den Eindruck vermittelt sich schon länger als gestern mit Anatomie, Philosophie und dem menschlichen Sein zu beschäftigen – uns bittet in „Uttanasana“ zu gehen, herrscht Verwirrung im Raum. Sanskrit? Völlig überbewertet!
Letztes Jahr hat mich das Spektakel unfassbar wütend gemacht. Ich bin dennoch wieder gefahren. Dieses Jahr hat es mich belustigt: laut habe ich „you sexy mother fucker“ gesungen, neue verrückte Breakdance Moves gelernt – die wir jetzt einfach mal Yogapositionen nennen, beobachtet wie die Lehrer angreifen, durch eine Klasse leiten und durchaus Neues gelernt. Zu einem erleuchteten, besseren Menschen hat mich mein Handstand allerdings noch nicht gemacht.
Aber dann: beim Mittagessen unterhielten wir uns mit einer Dame aus Linz. Sie erzählt vom Burn Out ihrer Yogalehrerin. Streng wie ich bin, werfe ich in den Raum, dass ich zu niemanden ins Yoga gehen würde, der ein Burn Out hat. Weil echt jetzt, solltest du deine Grenzen nicht kennen und vorher dein Leben verändern? Der Blick von Kathi sagt eigentlich alles und ich denke nach. Darüber wie hart ich bin. Zu meinen Freundinnen, meinem Freund, meiner Familie, der Frau in der U-Bahn, der Ooomm-Shanti-Lehrerin, dem Mr. Handstandweltmeister und zu mir selbst. Die Welt wird schließlich kein schlechterer Ort weil sich die Yogaszene verwestlicht und kommerzialisiert. Sie wird zugänglicher für Suchende und bietet Heimat. Die Welt wird allerdings kein besserer Ort durch hartes Be- und Verurteilen von Menschen wie mir. Ich gelobe Besserung! Om Shanti!