Das Leben will kein Glück, sondern Evolution.
„Das Leben will kein Glück, sondern Evolution.“ – mit diesem Satz hat mich unlängst eine gute Freundin zum Nachdenken gebracht. Bei einem angeregten Gespräch am Wiener Karmelitermarkt unterhalten wir uns über Beweggründe in Beziehung zu bleiben oder es zu wagen Gewohntes zu verlassen.
Wenn das Leben also nach Evolution strebt suchen wir uns meist Partnerschaften in denen wir lernen. Lernen Erlebtes zu verarbeiten und das kann, wie wir alle wissen, wahnsinnig schmerzhaft sein. Ich selbst habe die wohl lernintensivsten 6 Jahre hinter mehr. Eine Beziehung in der ich jedes Trauma meines Lebens nochmals durchleben und daran wachsen durfte. Zwei Seelen die aneinander suchten was sie sich weder gegenseitig noch sich selbst geben konnten. Physische und emotionale Gewalt, Depression, Panikattacken und unendlicher Schmerz folgten. Doch wir konnten uns beide nicht voneinander lösen. Jede Trennung verursachte nur noch mehr Schmerz, noch mehr Wut, noch mehr Trauer und noch mehr Liebe. Und so blieben wir um an einander zu lernen.
Die Phase des „Warum kannst du mir das nicht geben?“ wurde mit jahrelanger Psychotherapie und noch mehr Wut, Panik und Intensität abgelöst von der Phase „Aber das habe ich doch verdient!“. Wieder Jahre der Selbstreflexion. Diesmal in einer Gruppentherapie – endlich konnte ich integrieren, dass das Gegenüber mir zu Liebe gar nichts zu tun hat. Sondern einfach er selbst sein darf. Doch die Ratio alleine hilft oft wenig. Erneut kam Schmerz, Wut und ganz viel Hass. Leicht wäre es gewesen den Hass zu forcieren, den geliebten Menschen aus dem Leben zu verbannen und das Herz zu verschließen. Doch tief in mir wusste ich, dass ich mehr kann und erneut rieben wir unsere Egos aneinander. Solange bis es tatsächlich Liebe war. Liebe die vom Gegenüber nicht mehr verlangt zu entsprechen und zu funktionieren die eigenen Ängste und Unzulänglichkeiten auszugleichen. Sondern jene tiefe Liebe die es dem Anderen erlaubt ganz er selbst zu sein.
Dann kam der Moment an dem auch die Gruppentherapie keinen Platz mehr hatte, weil ich an einem Punkt angelangt bin an dem ich mich genauso mag wie ich bin. Mit der aus meiner Geschichte resultierenden Bedürfnissen, die ich als starke Frau klar benennen und mir selbst meist geben kann. Was ich in Beziehung leben möchte weiß ich heute auch und das nicht mehr mehr aus Bedürftigkeit, sondern weil ich all die Liebe, Freude, Intensität und Verletzlichkeit teilen möchte. Es besteht nun auch nicht länger Grund den geliebten Freund aus dem Leben zu verbannen. Zurück bleiben keine Wunden. Nur ganz viel Liebe. Vielleicht ist jetzt mal eine Weile Ruhe vom Wachsen und Zeit für Glück!