Genug ist Genug!

Die Menschen meiner Blase jubeln – sie kennzeichnen den 18. Mai als einen Freudentag. Mir fällt das Freuen und Jubeln schwer. Selbst wenn man versucht alle Gerüchte in die hinteren Teile des Bewusstseins zu schieben – die monatelangen Gerüchte nach Neuwahlen im Herbst, der bereits aktive Wahlkampf der Kanzlerpartei, das merkwürdig passende Auftreten des Ibiza-Videos – bleibt ein mulmiges Gefühl. Ein Video, das dem Kanzler seit Tagen bekannt ist. Am Tag der Veröffentlichung, teilt Sebastian Kurz der Bevölkerung mit „er wisse nun was zu tun sei“ . Trotzdem lässt er Österreich am Samstag bis zum Hauptabendprogramm – der stärksten Sendezeit – warten. Um in 4 Minuten das Zukunftsprogramm zu verkünden: gefasst, als Staatsmann teilt er uns selbstbewusst mit, dass es ohne Sebastian Kurz in diesem Land nicht geht. Die FPÖ zu rechtsextrem und korrupt, die SPÖ teile seine Inhalte nicht und die anderen Parteien sind zu klein. Was bleibt? Er, er allein für dieses Land!

Die Linke freut sich! Endlich ein Ende mit dieser unsäglichen FPÖ als Regierungspartner. Die zwei Wölfe müssen gehen. Mit ihnen wohl noch weitere Wölfe – doch der Wolf im Schafspelz bleibt und er ist derjenige, der mir Angst macht. Kanzler Kurz ruft keine Neuwahlen aus, wenn er sich nicht sehr sicher ist an der Absoluten zu kratzen oder sie zu erreichen. Im Internet tauchen Fragen auf: türkis & pink? Das wäre doch mal schön! NEOS haben ein klares Bekenntnis zum Rechtsstaat und gelebten Parlamentarismus – eine politische Zusammenarbeit, die der neuen ÖVP mit Sicherheit zu anstrengend ist. Eine Liste „Jetzt“, die den Einzug ins Parlament wohl nicht schaffen wird. Die Grünen ohne Mandat im Nationalrat, die einen kurzfristigen nationalen Wahlkampf kaum finanziell stemmen werden können und eine etwas hilflose SPÖ mit einer Bundesvorsitzenden, die ihren Platz noch sucht. Was bleibt ist eine wahrscheinliche politische Zusammenarbeit mit einer „neuen“ geschwächten FPÖ. Eine Partei, die – wie ich glaube, nicht mal viel Prozente einbüßen wird – dennoch dankbar und willig in eine Regierungsbeteiligung einsteigen wird. Oder aber eine Alleinregierung unter Kurz. Der Mann, der das Wort „Message-Control“ nach Österreich gebracht hat, den Parlamentarismus nicht interessiert und der die Sozialpartnerschaft als unnötig betrachtet. 

Nein, ich juble nicht. Ich werde mein rotes T-Shirt anziehen und Wahlkampf machen! Mein kleiner Sohn strampelt schon kräftig in meinem Bauch – sein errechneter Geburtstermin ist der 15. Oktober 2019. Zwei Jahre nachdem diese Bundesregierung angelobt wurde. Ich hoffe diesen Tag neu und schön besetzen zu können, denn ich habe Emil versprochen, dass er ein schönes Leben haben wird. Ein friedliches, sicheres Leben in einem westeuropäischen Staat, dem der Rechts- und Sozialstaat ein Anliegen ist.