Yoga 1020 Wien Sandra Grosskopf

Über die vielfältigen Möglichkeiten des Lebens und warum Netflix ein wahrer Segen ist

Als ich heute morgen meine Yogamatte ausgerollt habe, ist es mir schwer gefallen meinen Geist zu zentrieren. Zig Gedanken, Tausend nicht erledigte Punkte auf meiner To Do List und noch mehr Optionen halten mich davon ab, bei meiner Atmung zu bleiben. Neben meiner Tätigkeit als Yogalehrerin, bin ich auch heimliches Mitglied der Bundes- und Wiener Stadtregierung. Der tägliche Stress die Zeitung auch wirklich zu lesen und nicht nur zu überfliegen, damit ich bei künftigen Verhandlungen gut Bescheid weiß, ist immens.

Im kommenden Jahr möchte ich eine Sportphysiotherapie- sowie eine Coaching- und Trainerausbildung machen. In meinem Kopf geistert das, noch immer nicht absolvierte, Online Anatomy Teacher Training, dessen Unterlagen ich seit zwei Jahren habe, herum. Habe ich erwähnt, dass ich ein Buch schreiben möchte? Der Presse am Sonntag entnehme ich regelmäßig Buchrezensionen, die mich dazu bewegen die empfohlenen Bücher zu kaufen. Der Stapel wächst und wächst. Jeden zweiten Monat verfluche ich den Tag, an dem meine Yogazeitschrift im Postkasten liegt – um dann mahnend meinen Couchtisch zu zieren. Die Shiatsufortbildungen im Shambala, Yogaworkshops von renommierten internationalen Trainern und meine TCM-Unterlagen verhöhnen mich geradezu ob ihrer Existenz.

Der Fortschritt auf meiner Yogamatte ist zäh und das Biokistl vor meiner Tür erinnert mich daran, dass gesund zu kochen auch eine schlaue Idee der Lebensführung wäre. Wie lange ist denn Ai Weiwei eigentlich noch im 21er Haus zu sehen? Nur damit ich das beruhigt, als unerledigt, aber nicht länger möglich, abhacken kann. Heute habe ich mir eine Hörbuchapp runtergeladen, damit ich im Auto zwischen FM4 (die Musik gefällt mir gar nicht, aber es hält mein Englisch frisch) mir auch da noch ein paar Infos reinziehen kann – Darm mit Charme habe ich noch nicht gelesen. Meine Reinigungsdame fragt mich regelmäßig ob sie mal ein paar Wochen nicht kommen soll, damit ihre Tätigkeit Notwendigkeit hätte. Ich schaue nur staunend und verneine kopfschüttelnd.

Dann halte ich inne, auf meiner Matte, setze mich hin und atme. Streiche den Kulturteil aus der Zeitung, kündige das Abo der Yogazeitschrift (4 Jahre sind genug), beschränke mich auf fünf Workshops pro Jahr. Das Buch kann warten, es gibt genügend ungelesene Autorinnen auf der Welt. Das neue Liessmann/Köhlmeier-Werk schafft es vielleicht doch nicht auf den Stapel und über den aufkeimenden Staub im Wohnzimmer, blicke ich gnädig hinweg. Ich schau mir jetzt eine Folge „orange is the new black“ an – eventuell auch zwei. Netflix ist ein wahrer Segen.

Über die Menschenwürde Sandra Grosskopf 1020 Wien

Über die Menschenwürde und Entscheidungsfreiheit

Jeder der mich kennt, ist entweder von meinem beinahe wahnhaften Zwang Menschen, die mich um Geld bitten, mit diesem auszustatten, genervt, beschämt oder inspiriert. Ich vertrete die klare Überzeugung, dass jeder Mensch, der bettelt oder auf eine andere kreative Weise Geld erfragt, verdient hat dieses zu bekommen.

So ist es recht häufig der Fall, dass mich Fremde auf der Straße ansprechen, um mich davor zu warnen einem Betrüger in die Falle zu laufen. Umso überraschter die Reaktion, wenn ich klar sage, dass mir durchaus bewusst ist, dass der junge Mann nicht täglich Geld für sein Zugticket nach St. Pölten sammelt. Erst letzte Woche hatte ich eine angeregte Diskussion mit einem gesellschaftlich gut gestellten Mann. Er ist der Meinung, dass sofern er jemanden Geld gibt, er auch entscheiden darf, was dieser damit macht. So entscheidet er für den Menschen ob er ihm Essen, Kleidung oder ein Getränk seiner Wahl kauft. Ich empfinde das als grundlegend falsch. Der Würde eines Menschen gebührt es, ihn nicht zu bevormunden. Sich nicht über die Entscheidungsfreiheit eines anderen zu stellen. Ihn zum Almosenempfänger zu machen und wie ein Lehensherr zu entscheiden, wofür das Geld auszugeben ist. Niemand der mich für meine Arbeit bezahlt, erklärt mir was ich damit zu tun habe. Ich kann mein Geld für Alkohol, Drogen, Zigaretten, Kleidung und Obdachlosenunterstützung ausgeben, wie es mir Freude macht. Diese Würde und Achtung gestehe ich allen anderen Menschen auf dieser Welt auch zu. Viele von uns haben nicht das Glück in Mitteleuropa geboren und gut behütet aufgewachsen zu sein. Ihre einzige für sie mögliche Option ist zu betteln.

Umso schöner ist es zu sehen, wie mein Umfeld über die Jahre sich mit mir wandelt. Ganz oft habe ich in den letzten Monaten von Freundinnen gehört, dass sie seit sie mit mir Zeit verbringen, häufig auf der Straße wieder umdrehen und doch einige Euros entbehren. Das lässt mich nicht nur stolz und berührt darin bestärkt sein, genauso weiterzumachen – es zeigt mir auf eine weitere Weise, dass Yoga nicht auf der Matte stattfindet.

Take your practice off the mat!

Männer und Yoga 1020 Wien

„Lukas goes Yoga”

Dieser Dialog und die Charaktere sind frei erfunden.

A: Annemarie, dieYogalehrerin

L: Lukas

A: Komm im Raum an, lenke deinen Geist auf deine Atmung.

L: Ich bin schon da….und atmen tue ich eh die ganze Zeit….

A: Verlängere nun deine Atemzüge….Atme durch die Nase gleichmäßig ein, atme durch die Nase gleichmäßig aus. Finde deinen Ujjayi-Atemrythmus…

L: Ujjayi WAS?..Durch die Nase?…scheiße, ich glaub ich hab mich gerade angerotzt…

A: Mit der nächsten Einatmung hol dir Länge in deiner Wirbelsäule, deine Krone zieht zur Decke..

L: Du hast auch einen an der Krone picken…Wenn ich hier noch länger sitzen muss, bricht mein Rücken durch…AAhhh…ich will hier raus!!

halbe Stunde später, warm-up Phase geht zu Ende….

A: AAAtme, breeeeeeeeeeathe!!!! Verbinde dich mit dem Boden,hol dir Kraft aus der Erde, verwurzle deine Füße mit der Matte!!!!

L: Okay Schätzchen, ich stehe jetzt gefühlte 40 Minuten in dieser fucking Kriegerposition…MEINE HÜFTE, AAAAAAAAAAAAHHHHHHHH, MEIN OBERSCHENKEL FUCK FUCK FUCK……

A: Das machst du ganz toll Lukas!!! Schließe nun deinen vorderen Rippenbogen….Ja Genau! Und jetzt komm mit deinem vorderen Knie tiefer…JAAAAA SUUPER LUKAS!!!!

L: Heast, ich geb dir gleich tiefer….ICH STERBE!!!! SIEHT DU DAS DENN NICHT??? (grinst Annemarie an)

halbe Stunde später am Boden….

L: Okay….das wars…ich scheiß drauf…das ist einfach iiiiirgendwas…..

A: Und nun machen wir noch etwas für unseren Core. Kommt in Navasana.

L: Was ist das eigentlich für eine beschissene Fantasy-language…klingt doch alles gleich…

letzten 10 Minuten, Savasana Vorbereitung…

A: Dein Geist ist ruhiger als zu Beginn der Stunde. Komm am Rücken zu liegen und begib dich in dein ganz persönliches Savasana.

L: Und weida….

Verabschiedung….

A: Verbeuge dich vor dir selbst…

L: ja ja JA JAAAAAAAAA ITS OVER!!!!!

A: Wir beenden die Stunde mit drei Om.

Class: AAAAAAAAAAAAAAOOOOOOOOOOOOOOOOOHHHHHHHMMMMMMM

L: what……the……fuck……

Class: AAAAAAAAAAAAAAOOOOOOOOOOOOOOOOOHHHHHHHMMMMMMM

L: Bitte hört auf….ich piss mich gleich an vor Lachen…..

Class: AAAAAAAAAAAAAAOOOOOOOOOOOOOOOOOHHHHHHHMMMMMMM

L: Okay decision made….ich geh ins mcfit…..

Warum so wenig Männer Yoga ausüben…..:)

Yoga Anfänger Stunde 1020 Wien Coming Hooommm

Zusätzliche Anfängerstunde

Da die Yinstunde nicht allzu großen Anklang gefunden hat, haben wir uns dazu entschlossen künftig jeden Mittwoch um 19:45 eine zusätzliche “Yoga für Neulinge” – Stunde abzuhalten. Den Zauber der Yogapraxis wird euch der schöne Johannes mit Sicherheit zeigen – Vorsicht Suchtgefahr 🙂

Wir freuen uns auf Euch!

Sandra Grosskopf Yoga 1020 Wien

No one said it’s gonna be easy – but I am pretty sure it’s worth it

Manchmal habe ich das Bild vor mir wie ich schreiend aus meinem Leben davon laufe. Einfach los starte und Wien hinter mir lasse. Es sind Momente, in denen mir alles zu viel wird. Ich alleine neue Möbel für meine – hoffentlich irgendwann fertige – renovierte Wohnung einkaufe, mir sieben Klienten kurzfristig ihre Sitzung stornieren, ich nicht weiß, wie ich die nächste Miete bezahle, mein Körper von all der Arbeit müde ist, mein Kopf schmerzt und ich mich nach einer starken Schulter zum Anlehnen sehne.  Da schleicht sich bei mir der Gedanke ein doch AHS-Lehrerin zu werden. Abgesichert im System, eine geordnete Tätigkeit auszuüben. Eine Partnerschaft einzugehen, um nicht alles alleine oder mit Hilfe von Freundinnen und Familie bewerkstelligen zu müssen und –  so ehrlich muss ich sein – jemanden zu haben, der meinen Kopf streichelt. Es sind Momente, in denen ich mir unendlich leid tue.

Dann trete ich einen großen Schritt aus dem Chaos zurück und betrachte die Situation von außen: vor etwa 16 Monaten habe ich mich selbstständig gemacht – ohne Mamas und Papas schützende finanzielle Hand – und ich konnte bislang meine Miete jedes Monat zahlen. Ich gehe keiner Tätigkeit nach, die mich nach dem Wochenende lechzen lässt. Sondern folge meiner Berufung, Leidenschaft, größten Liebe und Freude. Seit der Eröffnung meines Yogastudios hatte ich nie länger als drei aufeinander folgende Tage frei und es ist mir ehrlich ganz egal – denn was ich mache erfüllt mich mehr als jeder Urlaub es könnte.

Manchmal bin ich tatsächlich unendlich einsam und wünsche mir nichts sehnlicher als mein Leben mit jemanden zu teilen. Doch ich möchte keine Partnerschaft, die einen Zweck zu erfüllen hat. Ich sehne mich nach einer Nähe, die keine Worte braucht. Ohne Regeln und Anspruch. Wir begegnen einander auf Augenhöhe, wahrhaftig. Ohne uns zu verstellen. Nie muss ich mich zurückhalten, noch muss ich mich verausgaben. Weil ich gar nichts muss, sondern einfach bin. Ich passe in die Schuhe, die ich trage. Laufe nicht davon, wenn es weh tut, noch komme ich näher als ich darf. Es ist eine Liebe abseits von Konventionen der Ehe, der Kinder, des gemeinsamen Museumsbesuchs. Wir treffen uns viel tiefer. Dort wo keine Worte hinreichen.

Ich habe mich dazu entschlossen, einen äußerst kompromisslosen Weg zu gehen, weil ich daran glaube, dass er mich an den Ort führt an dem ich zu sein habe. Bis dahin wird wohl noch der ein oder andere Stein zu überwinden sein. Doch ich bin ganz gewiss: es ist der richtige Weg.